Menü
GSI – Gesellschaft für Schweißtechnik international mbH
Niederlassung SLV Berlin-Brandenburg
Schweißtechnik - WeiterbildungschweißenSchweißtechnik Indrustrie

Geschichte der SLV Berlin – 1927 bis 2014

1. Der Anfang

1. Der Anfang

Jedes Ereignis hat seine Vorgeschichte, so auch die Gründung der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt SLV Berlin im Jahre 1927.

Mit der industriellen Herstellung von Azetylen aus Kalziumkarbid entsteht um die Jahrhundertwende 1900 schnell ein neues breites technisches Anwendungsfeld. Die vielseitigen Interessen der Hersteller und Anwender finden ihren Niederschlag in der Schaffung von Vereinen und Verbänden. Für die Entwicklung der Schweiß- und Schneidtechnik ist die Gründung des „Verband für Autogene Metallbearbeitung“ (VAM) durch Kautny von entscheidender Bedeutung. 

Nach dem ersten Weltkrieg wird die Frage nach einem Qualifikationsnachweis immer dringender. Dieses geschieht einmal vor dem Hintergrund eines gestiegenen Bedarfs, aber auch des sinnvollen Einsatzes geeigneter Kriegsversehrter. Die Überlegungen gehen bis zur Schaffung des Titels „Schlosser- und Schweißmeister“.

In Berlin finden bis 1927 Schweißkurse der Ortsgruppe Groß-Berlin des VAM (später DVS) im Versuchsfeld für Schweißtechnik an der TH Charlottenburg, Prof. Hilpert, statt. Um einerseits den „wilden“ Schweißkursen Einhalt zu gebieten, andererseits  die praktischen Kurse vom akademischen Lehrbetrieb zu trennen, entschließt man sich, in der  Verbands-Fachzeitschrift „Die Schmelzschweißung“ im Juli 1927 zu einem Aufruf zur Unterstützung der „Errichtung einer Lehr- und Versuchswerkstätte für Schweißtechnik der Ortsgruppe Groß-Berlin“, Bild 1. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Aufrufes hat die Stadt Berlin  dem VAM bereits eine 400 m² große stillgelegte ehemalige Straßenbahn-Reparaturwerkstatt in der Spreestraße 22 (heute Wintersteinstraße) mit 400 m² Hoffläche einschließlich der Umbaumaßnahmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Während die Stadt die Energiekosten (Strom, Gas, Heizung, Wasser) trägt, hat der Verband für die Einrichtung der Räume und die Besoldung des Personals zu sorgen.

Zum ersten Leiter dieser neuen Ausbildungsstätte wird der 39jährige Obering. Hans A. Horn gewon¬nen, der zuvor als Betriebsleiter und Prokurist einer Chemnitzer Apparatebau-Firma tätig war. Für die neue Aufgabe brachte er spezielle Erfahrungen mit: 1923 bis 1925 hatte er im Auftrag des VAM die schweißtechnischen Laboratorien der Bergakademie Freiberg, der Ingenieur-Schule Zwickau und der staatlichen Akademie für Technik in Chemnitz eingerichtet.  

Der erste Autogen-Schweißlehrgang beginnt bereits im August 1927. Die dabei vertretenen Berufsgruppen geben ein buntes Bild ab – vom Fabrikanten über Kaufleute, Chemikern bis zu Heizungsmonteuren. Die erste deutsche Autogen-Lehrschweißerprüfung findet vom 12. bis 15. März 1928 in der SLV Berlin mit Prüflingen nicht nur aus Berlin, sondern u.a. auch aus Bochum, Breslau, Dresden, Kassel, Leipzig und Stuttgart statt.

In Zusammenarbeit mit der „Deutschen Ge¬sellschaft für Elektroschweißung e.V.“ (DGE) werden Vorbereitungen für die Aufnahme von E-Schweißeraus¬bildungen vorgenommen, so dass im Juni 1929 der erste Lehrgang stattfinden kann.

Der erste Tätigkeitsbericht der SLV liegt aus dem Jahr 1929 vor. Danach sind neben 649 Teilneh¬mern in Berlin 609 in Auswärtskursen in 14 verschiedenen Städten Deutschlands (von Königsberg bis Kaiserslautern) ausgebildet worden. Mit Stolz wird berichtet, dass „ unsere Kurse neuerdings auch von Ausländern besucht werden, u.a. aus Palästina, Syrien, Litauen, Tsche¬choslowakei, Dänemark und Russland“. 

Den dann folgenden Tätigkeitsberichten ist zu entnehmen, dass 1935 als „bedeutsamstes“ Jahr seit Bestehen anzusehen ist. In diesem Jahr finanziert das Arbeitsamt Mitte 9 Kurse und stellt damit 42 % der Gesamt-Teilnehmer in Tageslehrgängen. Für die Abendlehrgänge stellt die Deutsche Arbeitsfront (DAF) in 9 Kursen 32 % der Gesamt-Teilnehmer.

2. Kriegsvorbereitungen und Krieg

2. Kriegsvorbereitungen und Krieg

Im weiteren Verlauf wirkt sich das Ziel der politischen Entwicklung auch auf die SLV aus. So wer¬den wieder zunehmend Auswärtslehrgänge – bevorzugt im damaligen „Ost“-Deutschland – durchgeführt,  sowie geschlossene Lehrgänge für Heeresangehörige, u.a. ein spezieller Lehrgang für 74 Studienräte und Studenten mit dem Schwerpunkt Flugzeugbau. 

Die Schulung und Prüfung von Flugzeugschweißern lässt die SLV Berlin zu einem Erfahrungsträger in Sachen Aluminium werden. So ist es nicht verwunderlich, dass man bei Aluminium-Schweißproblemen die SLV Berlin zu Rate zieht.

Mit Kriegsbeginn erfolgt unverzüglich die Anerkennung als W-Betrieb, d.h. wehrwirtschaftlich wichtig. Verbunden ist damit die bevorzugte Belieferung mit Rohstoffen und Schonung der Personal-Resourcen. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt nicht mehr bei den Standard-A- und E-Lehrgängen, sondern werkstoffspezifisch bei Leichtmetallen und Zink. Erstmalig werden auch 50 Frauen in mehrwöchigen Lehrgängen als Stahl- und Leichtmetallschweißerinnen für die Rüstungs¬industrie geschult.

Im Frühjahr 1940 schließen sich die fünf Leiter der VAM-Großlehrwerkstätten zu einer „Arbeitsgemeinschaft der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalten des VAM im Nationalsozialistischen Bund Deutscher Techniker“ zusammen, um eine von den verschiedenen Ministerien vorgegebene einheitliche Ausrichtung der Lehr- und Prüfpläne zu erreichen und zu dokumentieren. Obmann dieser Arbeitsgemeinschaft wird der Leiter aus Berlin. 

Beachtung verdient laut Jahresbericht u.a. die Schulung und Prüfung von Facharbeitern, Vorarbeitern und Meistern der Flugzeugindustrie und ein mit 90 Teilnehmern besetzter Sonderlehrgang im Auftrag der Marine.

Im Folgejahr beauftragt der Reichsluftfahrtminister die SLV Berlin mit der Schulung und Prüfung von Flugzeug-Lehrschweißern. In diesem Zusammenhang erfolgt auch die Ausbildung „vor Ort“, u.a. bei den Junkers-Werken und BMW-Flugmotorenwerken. Als wichtigste Bauüberwachungs-Aufgabe ist der Bau der Öl-Rohrleitungen in Rumänien anzusehen.

Die Ausrichtung auf eine Zuarbeit zur Rüstungsindustrie verschärft sich 1942 weiter. Mit der Ernennung zum Wehrmachtsbetrieb wird die SLV unmittelbar durch das Rüstungsamt betreut. Neben dem gestiegenen Ausbildungsbedarf (unterrichtet wird jetzt auch samstags und sonntags) stellen sich dem Ingenieurpersonal neue Anforderungen u.a. durch Zeitstudien in Flugzeugwerken, Umstellung auf Schweißkonstruktionen, Werkstoffaustausch-Fragen und Leistungssteigerung von geschweißten Komponenten. Auf Anregung von Messerschmitt, Augsburg, wird die SLV Berlin beauftragt, die Betreuung aller in Zusammenhang mit dem Schweißen stehenden Aufgaben in sämtlichen deutschen Flugzeugwerken zu übernehmen. In diese Zeit fällt nicht nur die Entwicklung des Arcatom-Schweißens, sondern auch des Fesa-Weibel-Verfahrens zu industrieller Reife zum Schweißen von Dünnblechen. Sie werden deshalb in das spezielle Ausbildungsprogramm der SLV Berlin übernommen. Offiziell wird der SLV eine Abteilung L – Luftfahrt - angeschlossen, deren Leitung Obering. Semmler mit dem späteren Standort (Außenstelle) Forst übernimmt. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass die SLV Berlin einen maßgeblichen Anteil an der Gründung der SLV Kattowitz hatte, die nach 1945 nach Gleiwitz, dem heutigen Instytut Spawalnictwa Gliwice, verlegt wurde. Der Reichsverkehrsminister hat ferner veranlasst, dass die SLV Berlin eine ständige Überwachung der schweißtechnischen Ausbesserungsarbeiten an Lokomotiven, Triebwagen und Waggons nichtreichseigener Eisenbahnbetriebe östlich der Elbe übernimmt.

3. Ende und Neubeginn

3. Ende und Neubeginn

Bei Kriegsende 1945 zählt die SLV Berlin 49 Beschäftigte. Ein Großteil der Gebäudesubstanz und Einrichtungen war durch Kriegseinwirkungen zerstört. Fachkompetentes Personal für einen Neubeginn stand zur Verfügung und so entschloss man sich, mit Aufräumungs- und Bauarbeiten bereits Mitte Mai 1945 zu beginnen und so lange auf Lohn- und Gehalt zu verzichten, bis der Wiederaufbau der Anstalt gesichert war. Diese Arbeiten waren Ende Juli soweit vollendet, dass die ersten (geldbringenden) Arbeiten für den Magistrat, die Industrie, das Handwerk und die Militärregierung übernommen werden konnten. Prof. Dr. Rimarski als dem ehemaligen Vorsitzenden ist es zu verdanken, dass die beiden Vorgängerbetriebe in der Spreestraße (Charlottenburg; britischer Sektor) und Bennigsenstraße (Friedenau; amerikanischer Sektor), zur „Arbeitsgemeinschaft Schweißtechnik“ zusammengefasst werden und die behördliche Genehmigung zur Wiederaufnahme der Lehrgangstätigkeit erhalten.

Ab Mitte Mai 1946 wird die sogenannte Abteilung I in der Spreestraße vom Bezirksamt Charlottenburg und der britischen Militärregierung beauftragt, die Lagerhaltung und Verteilung kontingentierter Betriebsstoffe zu übernehmen. Zeitweise ist die Abteilung I der einzige Betrieb in Berlin, der schwierige Sonderschweißarbeiten (Reparaturen nach Kriegsschäden) durchführen kann.

Die Lehrgangstätigkeit kann langsam auf- und ausgebaut werden, wobei die „klassische“ A- und E-Schweißtechnik im Vordergrund steht. Im Auftrag des Reichsbahn-Zentralamtes beginnt im November 1946 der erste SFI-Lehrgang nach dem Krieg.

Die politische Entwicklung im Nachkriegs-Deutschland lässt ein einheitliches Verbandswesen als Träger der schweißtechnischen Ausbildung nicht zu. Während in „West“-Deutschland (amerikanische, britische, französische Zone) der Deutsche Verband für Schweißtechnik (DVS) e.V. mit seiner Verbandszeitschrift „Schweißen und Schneiden“ (S + S) wirkt, hat sich in Berlin die Arbeitsgemeinschaft Schweißtechnik (ASB) e.V. als Träger der hiesigen SLV etabliert. 

4. Zwei Wege in Berlin

4. Zwei Wege in Berlin

Das Jahr 1951 ist durch wirtschaftspolitische Entscheidungen gekennzeichnet:

Im September des gleichen Jahres erhält Obering. Wilhelm Raidt, Abteilungsleiter im Amt für Technik und Prüfwesen, vom Magistrat Groß-Berlin (Ost-Teil der Stadt) den Auftrag, eine „Schweißtechnische Ver¬suchs-, Prüf- und Lehranstalt“ zu gründen, um sich von der Ausbildungsstätte SLV in der Bennigsen-straße unabhängig zu machen. Obering. Raidt ist seit 1930 in der Schweißtechnik tätig und hat seine ersten praktischen Erfahrungen beim Stahlbau Beuchelt, Frankfurt/Oder erworben.

Eine Unterbringungsmöglichkeit für diese neue Einrichtung ergibt sich in einem Stahlblechbau-Betrieb in Adlershof. Der Name der Einrichtung ändert sich mehrfach, ist aber unter der Bezeichnung SVL (Schweißtechnische Versuchs- und Lehranstalt) in Fachkreisen geläufig. Die offizielle Eröffnung erfolgte am 10. Februar 1952.

Des Weiteren erlässt am 29. November 1951 der Minister für Maschinenbau der DDR eine „Verordnung über die Errichtung des Zentralinstitutes für Schweißtechnik (ZIS)“ in Halle. Damit wird die SLV Halle in das ZIS überführt.

Beide Berliner Einrichtungen  haben ein gemeinsames Problem – die Raumnot. Diese macht sich insbesondere in der SVL bemerkbar, weil das neue Ausbildungsangebot überraschend gut ange-nommen wird. So wird bereits 1955 ein Umzug nach Berlin-Wilhelmsruh notwendig. 

Dagegen muss die SLV in der Bennigsenstraße noch rund 20 Jahre auf einen Neubau warten, weil Finanzierung und Standortfragen zu klären sind. Die SLV beschäftigt aber noch ein weiteres Problem: die Deckung  der jährlichen Haushaltslücken. Das wirtschaftliche Umfeld – insbesondere die schweißtechnische Ausbildung, die ungefähr 2/3 des Haushaltsvolumens ausmacht – lässt wegen der Insellage des westlichen Teils von Berlin keine Steigerungsraten zu. So müssen immer wieder der Senat von Berlin und Industrieunternehmen finanzielle Unterstützung leisten, um das Überleben der SLV zu sichern. 

Zum Jahresende 1957 scheidet – fast siebzigjährig – nach 30 Jahren  Tätigkeit Direktor Horn als Leiter der SLV aus dem Berufsleben aus. Sein Nachfolger wird Dipl.-Ing. Karl-August Ebert, der die Leitung bis 30. Juni 1962 inne hatte.

Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 hat sich die wirtschaftliche Situation der SLV so sehr verschärft, dass der DVS-Vorstandsrat feststellen muss „.. dass es im Augenblick unmöglich ist, die SLV Berlin ohne eine weitgehende Hilfe des DVS und anderer Gremien zu erhalten.“

Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt die SLV 22 Mitarbeiter/innen, darunter 4 Ingenieure und 5 Lehrschweißer.

In den 10 Jahren ihres Bestehens hat die SVL in Wilhelmsruh einen Stamm von 63 Beschäftigten erreicht. Das Tätigkeitsspektrum ähnelt dem der SLV und wird wie folgt beschrieben:

Ausbildung und Qualifizierung von Schweißern jeder Art, Sonderlehrgänge für Ingenieure, Gütekontrolleure usw., Zulassung von Schweißbetrieben, schweißtechnische Überwachung, Beratung in allen schweißtechnischen Fragen, Ausstellung amtlicher Gutachten, Röntgen- und Ultraschallprüfungen, metallographische Untersuchungen und Analysen, Forschung und Entwicklung. Die Bearbeitung dieser Aufgaben liegt in der SVL in den Händen der Abteilungen Ausbildung, schweißtechnische Überwachung, zerstörungsfreie Werkstoffprüfung sowie in den Arbeitsgruppen Produktion, Gutachten, Beratung und Entwicklung.

Währenddessen hat sich die finanzielle Situation in Friedenau stabilisiert. 

Nach dem Ausscheiden von Herrn Dr. Ebert wird Dipl.-Ing. Harald Fiehn (Promotion 1969) aus dem Hause SLV kommend, am 01. Juli 1962 neuer SLV-Leiter. Schwerpunkt seiner fachlichen Arbeit wird die DIN 8560 (Schweißerprüfung). Unter seiner Leitung bearbeitet die SLV eine Fachausstellung „Halbmaschinelles und maschinelles Schweißen“, die ihren Niederschlag in einem vielbeachteten DVS-Fachbuch findet. 

Nachfolger von Herrn Dipl.-Ing. Fiehn wird mit einer Übergangszeit von 3 Monaten ab dem 01. Juli 1967 Dipl.-Ing. Manfred Spannhake.

Die zunehmende Raumnot und die Lage der SVL im unmittelbaren Grenzbereich Berlin-Ost / Berlin-West zwingen zu einer weitgehend neuen Lösung. So erfolgt am 14. April 1965 die Grundsteinlegung für einen großzügig geplanten dreiteiligen Gebäudekomplex in der Wackenbergstraße (Pankow). Im viergeschossigen Hauptgebäude sind Verwaltung, Vortrags-, Labor- und Sozialräume untergebracht, in einem seitlichen Bau die Werkstätten, in einem weiteren die Schweißerausbildungs-Räumlichkeiten. Die erste praktische Ausbildung kann mit Beginn des Jahres 1967 aufgenommen werden.

Ein Jahr später, am 01. Januar 1968, wird die SVL in der Wackenbergstraße – bis dahin eine Einrich¬tung des Magistrats von Groß-Berlin – vom Zentralinstitut für Schweißtechnik (ZIS), Halle/Saale, als Abtei-lung Rationalisierung übernommen. Als im Oktober des gleichen Jahres der Leiter, Obering. Raidt, 61jährig verstirbt, wird kurz darauf Herr Dipl.-Ing. Egon Schlebeck (Promotion 1970; Dis¬sertation B mit Promotion zum Dr. sc. techn. 1998) zum Leiter der Abt. Rationalisie¬rung bestellt. Wie sein Vorgänger Raidt, der über viele Jahre Vorsitzender des Zentralen Fachaus¬schusses Schweißtechnik der DDR war, übernimmt Schlebeck ähnlich wichtige Funktionen.  

Die Schwerpunkte der Forschungsthemen in der Abt. „Rationalisierung“ des ZIS Halle in Berlin lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Schweißen mit magnetisch bewegtem Lichtbogen (Werkstoffe, Einsatzgebiete)
  • Abbrennstumpfschweißen (u.a. Eisenbahnschienen)
  • Schweißen von Glas
  • Schweißen von Plasten (im Rahmen der KGL-Technik)
  • Einsatz von Schmelzklebstoffen
  • Schweißen im Schienenfahrzeugbau
  • Entwicklung von zerstörungsfreien Prüftechniken
  • Robotereinsatz in der Schweißtechnik
  • Schweißgeräte-Entwicklung

Die Forschungsergebnisse finden sich in zahlreichen Veröffentlichungen, insbesondere in den ZIS-Mitteilungen.

In der Zwischenzeit sind die Bemühungen der ASB um ein geeignetes Grundstück und die Finanzie¬rung eines Neubaus für die SLV von Erfolg gekrönt. Der Berliner Senat stellt in der Luxemburger Straße im Wedding ein Grundstück auf Erbpachtbasis zur Verfügung. Entsprechend dem Aufgabenfeld der SLV erschließen sich für den Umbau mehrere Finanzierungsquellen.  Es sind diese die Bundesanstalt für Arbeit, Volkswagen-Stiftung sowie die Berliner Klassenlotterie und der Senator für Wirtschaft. So kann am 12. November 1970 die Grundsteinlegung erfolgen und am 16. Juni 1972 die Einweihung des Neubaus vorgenommen werden.

 

Ein ausgeprägter Arbeitsschwerpunkt im Bereich Forschung und Entwicklung kann sich während der Tätigkeit des SLV-Leiters Spannhake kaum herausbilden, weil das Neubauvorhaben einen erhebli¬chen Zeitaufwand mit sich bringt. Als wichtigstes Forschungsvorhaben ist das „Einseitenschweißen von dicken Blechen“ (Schiffbau) anzusehen. 

Am 01. Januar 1973 übernimmt Herr Dr.-Ing. Karl Teske die Leitung der SLV.

Erstmalig erfolgt innerhalb des DVS eine Regelung über Forschungsschwerpunkte, wonach die SLV Berlin den Schwerpunkt „Thermisches Trennen“ übernommen hat. In diese Zeit fallen auch die An¬fänge der Bearbeitung der schweißtechnischen Gefügerichtreihen.

Die Auslastung der Ausbildungsabteilung unterliegt nach wie vor großen Schwankungen. Im Vergleich mit anderen SLVen liegt der Anteil von ausländischen Lehrgangsteilnehmern mit nahezu 25 % extrem hoch.

Zum 31.12.1977 geht Dr. Teske in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wird Dr.-Ing. Ulrich Krüger  bestellt. Da nach Aussagen der wissenschaftlichen Mitarbeiter das Thema „Thermisches Trennen“ abgearbeitet ist, wird in der SLV Berlin der Arbeitsschwerpunkt „Schweißen im Verkehrsmittelbau“ installiert. Damit liegen die Teilgebiete Aluminium, dünnwandige Teile und schwingende Beanspruchung fest. 

Begünstigt werden die Bemühungen in der Folgezeit durch die aktive Mitarbeit des Leiters sowie eini¬ger Mitarbeiter in den zuständigen DVS-Gremien des Ausschusses für Technik und der Forschungs-vereinigung für Schweißen und verwandte Verfahren. 

Im Bereich der Forschung / Entwicklung-Aufgaben wird ein Höhepunkt mit dem Auftrag, die Schweißtechnologie für das COLUMBUS-Programm (Behälterstruktur) zu erarbeiten, erreicht.

Die Ausbildungsabteilung ist hinsichtlich ihrer Auslastung weiterhin vor großen Schwankungen unter-worfen,

Positiv entwickelt sich dagegen in den 80er Jahren die Abteilung Betriebszulassung/Bauüberwachung. Das hängt nicht nur von den erfolgreichen akquisitorischen Aktivitäten der in der Abteilung beschäf-tigten Ingenieure ab, sondern auch mit dem verbesserten politischen Klima. Zunehmend erhalten DDR-Stahlbaubetriebe eine Zulassung durch die SLV Berlin.

Die langjährige Fehlbedarfsfinanzierung des Berliner Senats zur Deckung der Haushaltslücken kann in dieser Zeit umgewandelt werden in eine allgemeine Projektförderung „Sichern und Weiterentwickeln der schweißtechnischen Beratung und Ausbildung für die mittelständische Berliner Wirtschaft“. 

Das Thema  „Auflösung der ASB“ und Überführung in einen DVS Landesverband beschäftigt mit un-terschiedlicher Intensität nicht nur den Vereinsvorstand, sondern auch die SLV-Angehörigen. Dazu gehören auch Überlegungen zur Gründung einer SLV-GmbH. Mit der Gründung eines „ad-hoc“-Krei¬ses am 01.06.1989 formiert die Mitgliederversammlung der ASB die Zielsetzung in dieser Richtung. 

Die folgende politische Entwicklung in der DDR beschleunigt alle Überlegungen der letzten 40 Jahre, denn am 09.11.1989 erfolgt die denkwürdige Öffnung der Grenzen von der DDR zur Bundesrepublik Deutschland.

 

5.1990: Ein Berlin – eine SLV

5. 1990: Ein Berlin – eine SLV

Noch im November 1989 erreicht die ASB ein Brief des Vorsitzenden des Arbeitsausschusses Schweißtechnik in der Bezirksfachsektion Maschinenbau der KDT Berlin, Dipl.-Ing. W. Schulz, mit der Bitte um Auskunft nach einem vergleichbaren Gesprächspartner. 

Das war natürlich die ASB mit ihrer SLV. Der Geschäftsführer und Leiter der SLV informiert am 06.12.89 nach einer Sitzung des „ad-hoc“-Kreises telefonisch Herrn Schulz und lädt Vertreter des Arbeitsausschusses Schweißtechnik als Gäste zu einer außerordentlichen ASB-Vorstandssitzung am 09.02.90 ein.

Zwischenzeitlich werden die ersten persönlichen Kontakte zwischen der SLV und der Abt. Rationalisierung des ZIS in der Wackenbergstraße aufgenommen. Nach einem Besuch des Ausbildungsleiters „Pankow“ im „Wedding“, wie beide Häuser kurz bezeichnet werden, treffen sich am 26.01.90 die Leiter beider Einrichtungen, Dr. Schlebeck und Dr. Krüger in Pankow.

Mit dieser Begegnung wird das Fundament für das Zusammenwachsen beider Häuser gelegt. 

Zu diesem Zeitpunkt wird die SLV zunehmend von Fachkollegen aus den späteren neuen Bundesländern zu Informationsgesprächen – mit und ohne Anmeldung – aufgesucht. So treffen täglich Besuchergruppen und Einzelpersonen aus Betrieben, Hochschulen und Institutionen in der SLV Berlin ein, um sich über das bundesdeutsche Normenwerk, den Stand der Schweißtechnik sowie die Stellung des Schweißingenieurs in den Unternehmen und das Verbandswesen zu erkundigen. 

Die Ereignisse überschlagen sich förmlich:

Datum Ereignis
28.06.1990 Gründung des DVS-Bezirksverbandes Berlin
18.07.1990 Gründung des DVS-Landesverbandes Berlin-Brandenburg mit dem Vorsitzen-den Dipl.-Ing. Boye.
31.07.1990 Vereinbarung zwischen Dr. Sossenheimer, DVS Düsseldorf und Prof. Thieme, ZIS Halle, über ein Konzept zur Schaffung einer SLV Halle.
01.08.1990 Dr. Krüger, SLV-Leiter Berlin, und Dr. Schlebeck, Leiter der Abt. Rationalisie-rung ZIS Halle in Pankow, erarbeiten ein Konzept über die Zusammenführung von Wedding und Pankow. Zu diesem Zeitpunkt zählten die Betriebsteile Wed-ding 29 und Pankow 80 Beschäftigte. In Anlehnung an die Einzugsgebiete anderer SLVen (z.B. München, Mann¬heim, Hannover) und in Erwarten einer zukünftigen positiven Entwicklung wurde von ungefähr 60 Beschäftigten ausgegangen.
02.08.1990 ASB-Mitgliederversammlung mit Weichenstellung zur Auflösung und Übertra-gung der Mitgliedschaft in den DVS-LV Berlin-Brandenburg sowie Gründung einer SLV-GmbH.
24.09.1990 Vereinbarung zwischen Wedding und Pankow zur Kooperation in der schweißtechnischen Ausbildung
ab Jan. 1991 Zuordnung der Beschäftigten im BT Pankow zu Lohn- und Gehaltsgruppen des Metallvertrages wie im BT Wedding seit Jahrzehnten praktiziert.

Nach intensiven Verhandlungen zwischen DVS-Hauptgeschäftsstelle, Treuhandanstalt und SLV Halle unter Mitwirkung der SLV Berlin folgen die gesellschaftsrechtlichen Schritte:

Datum Ereignis
26.03.1991 Gründung der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Berlin GmbH“ mit dem alleinigen Gesellschafter DVS. Zum Geschäftsführer wird der bishe¬rige Leiter der SLV Berlin, Dr. U. Krüger, bestellt.
08.04.1991 Übertragung des Instituts SLV Berlin (BT Wedding) durch die ASB auf die SLV Berlin GmbH Einbringung des Instituts Pankow durch die SLV Halle GmbH in die SLV Berlin GmbH ohne Zustimmung der Treuhandanstalt.
07.05.1991 Eintragung der SLV Berlin GmbH in das Handelsregister
16.05.1991 Erste Gesamt-Betriebsversammlung der BT Pankow und Wedding.

Parallel zu diesen Vorgängen wird die notwendige Personalreduzierung – einvernehmlich zwischen Leitung und Betriebsrat – eingeleitet. Es werden entsprechend der vorhandenen Infrastruktur folgende Schwerpunkte geschaffen:

BT Pankow (Wackenbergstraße)

  • praktische Ausbildung mit 7 LS
  • Forschung / Entwicklung nichtmetallischer Werkstoffe und Klebtechnik
  • Arbeitsschutzzentrum Schweißtechnik

BT Wedding (Luxemburger Straße)

  • Leitung/Verwaltung einschl. Buchhaltung
  • praktische Ausbildung mit 7 LS
  • fachtheoretische Ausbildung / Seminare
  • Forschung / Entwicklung metallische Werkstoffe
  • Betriebszulassungen / Bauüberwachung
  • Werkstoffprüfung

Damit verbunden ist auch ein teilweiser Umzug von Beschäftigten vom Dienstort Pankow nach Wedding. 

Vorübergehend kommt auf die SLV noch eine andere Aufgabe zu. Viele der in der DDR A+P (Ausbildung und Prüfung) vom ZIS lizenzierten Betriebe möchten nach der politischen Wende nach DVS-Regeln weiter ausbilden und prüfen. So kommt es zur fachlichen Betreuung von bis zu 51 „Außen-stellen“ der SLV, aus denen später zahlreiche DVS-anerkannte Kursstätten hervorgehen. Eine besondere Unterstützung durch die SLV Berlin erhalten auf Wunsch die Gründungs-Bemühungen der SLV Mecklenburg-Vorpommern in Rostock.

Die Öffnung der ehemaligen RGW-Länder nach Westen bleibt auch für die SLV Berlin nicht ohne Konsequenzen. Es kommt zur Kontaktaufnahme des Instytut Spawalnictwa Gliwice in Polen sowie des PatonInstituts in Kiew, Ukraine, mit der SLV, um Unterstützung in Ausbildungsangelegenheiten zu erfahren. Des Weiteren beantragen zunehmend Firmen aus Ost- und Südost-Europa bei der SLV Berlin Eignungsnachweise.

Der hohe Nachschulungs- bzw. Qualifizierungsbedarf, ABM-Maßnahmen und das Ost-West-Kooperationsprogramm brachten der SLV in den Jahren 1991 und 1992 ein sehr gutes wirtschaftliches Ergebnis, das in den Folgejahren wegen fehlender Mittel und der negativen wirtschaftlichen Entwicklung nicht fortgesetzt werden konnte. Die erforderliche Personalanpassung führte im Jahre 1994 zu einer Reduzierung auf 39 Vollzeitbeschäftigte.

1995 ist als ein Jahr der Konsolidierung anzusehen. Im Mai 95 erfolgt eine Namensänderung in SLV Berlin-Brandenburg GmbH, um damit die Zuständigkeit auch für Brandenburg zu dokumentieren. Wegen zu geringer Auslastung und Problemen bei der vertraglichen Gestaltung durch die Treuhandanstalt wird der Betrieb in Pankow zum 10. Oktober eingestellt.

Die Belegschaft setzt sich nunmehr zusammen aus 18 Beschäftigten aus dem BT Wedding, 12 aus dem BT Pankow und 8 aus dem ehemaligen Ostberlin bzw. dem Land Brandenburg. Das Zusam¬menführen der beiden Teile darf damit personell und örtlich in gelungener Form als vollzogen be¬trachtet werden.

Nach einem Beschluss des DVS-Präsidiums sind zunächst die DVS-„eigenen“ SLVen gehalten, sich zu einer größeren Einheit zusammen zu schließen, um den Anforderungen eines globalisierten Marktes gewachsen zu sein. Umfangreiche Vorarbeiten der betroffenen SLVen Berlin-Brandenburg, Duisburg, Halle und München begannen 1999 mit der Entwicklung entsprechender Konzepte. So erfolgt 2000 die Gründung der GSI (Gesellschaft für Schweißtechnik International), mit der die SLV Berlin-Brandenburg zum 01.01.2000 verschmolzen wird. Die betreffenden SLVen verstehen sich nicht als Wettbewerber, sondern ergänzen sich gegenseitig mit ihrer Angebotspalette. 

In einzelnen Ressorts erfolgt die Feinarbeit, wie Schaffung gemeinschaftlicher Ausbildungsunterlagen, Absprache über Forschungsschwerpunkte in den einzelnen Häusern sowie Verabredungen über Auslandsaktivitäten, insbesondere Betriebszulassungen und Außendarstellung der GSI SLVen.

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, konnte der Umfang der Betriebszulassungen nach der politischen Wende ausgebaut werden. Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang ein neues Teilgebiet der Betriebszulassungen. Unter der Obmannschaft des Geschäftsführers der SLV Berlin-Brandenburg, Prof. Dr. U. Krüger, entstand Ende der 90er Jahre mit den Richtlinien DVS 2718/2719 ein neues Regelwerk für den wehrtechnischen Bereich, wobei die SLV B-B neben den anderen Teilen für den Teil 5 (Luftfahrt) als alleinige Zulassungsstelle anerkannt ist.

Mit Ablauf des Jahres 2000 ist der Geschäftsführer Professor Dr. Ulrich Krüger nach Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand getreten. Zu seinem Nachfolger als Leiter der SLV Berlin-Brandenburg ist Herr Dr.-Ing. Georg Kalla vom Germanischen Lloyd kommend, bestellt worden.

Im Jahr 2001 erwirbt die  Abteilung Werkstofftechnik der SLV Berlin-Brandenburg als eines der ersten Labors die Akkreditierung nach der neuen Richtlinie DIN EN ISO 17025. 

Im Januar  2003  wurde Herrn Dr.-Ing. Dietmar Paulinus die Leitung der Niederlassung übertragen.